Nachdem das Richtfest der Kirche stattgefunden hat, wurden zum Abschluss der diesjährigen Saison noch die Verbindungen mit Eichenholznägeln gesichert, am Ostgiebel zur Verstärkung ein liegendes Andreaskreuz eingebaut. Dieses Kreuz wird später den Baldachin des Altars bilden.
Hinsichtlich der Ausfachungen ist der augenblickliche Stand, dass Ständerbohlen aus Eiche mit Nut und Feder verwendet werden.
die erste Ständerbohle
Auf dem Bild ist die erste Ständerbohle, ein halber Stamm, zu sehen, mit Bundhacken auf den Böcken befestigt, mit Holzkohle angezeichnet und somit zum Behauen bereit.
Bohlenbearbeitung mit Breitbeil
Nachdem die Innenseite und beiden Seiten recht und links mit der Axt auf richtige Maß gehauen wurden, erfolgt die letzte Glättung mit dem Breitbeil. An der Außenseite wird mit dem Ziehmesser nur die Rinde entfernt, wodurch die Bohle eine Wölbung beibehält. Das verwendete Holz ist Roteiche, die weniger Splintholz hat.
Die Nut wird gefertigt
Mit der Kreuzaxt (hat auch den bezeichnenden Namen „Seltentriff“) werden nun zwei Finger von der Innenseite entfernt auf beiden Seiten die Nuten geschlagen.
fertige Nut
So sieht es dann aus, wenn ein Profi das Werkzeug führt.
Die Bohlen stehen später senkrecht in den Ausfachungen, in welchen sich oben und unten ebenfalls Nuten befinden. Zwischen die einzelnen Ständerbohlen kommt dann immer eine Feder aus Eichenholz.
Die Bearbeitung in dieser Form hat sich als zeitintensiv herausgestellt, daher erhielt der Schmied am Samstag noch den Auftrag eine altes Werkzeug zu fertigen, mit dem die Nuten im Prinzip gerissen werden sollen. So habe ich es zumindest verstanden, leider den Namen des Werkzeuges aber vergessen. Falls es jemand kennt, bitte einfach posten.
Vitruv meinte:
Craticii vero velim quidem ne inventi essent …
Fachwerk, wünschte ich, wäre nie erfunden. Soviel Vorteil es nämlich durch die Schnelligkeit seiner Ausführung und durch die Erweiterung des Raumes bringt, umso größer und allgemeiner ist der Nachteil, den es bringt, weil es bereit ist, zu brennen wie Fackeln … Auch macht das unter Verputz liegende Fachwerk durch die senkrechten und querliegenden Balken am Verputz Risse … Aber da ja manche Leute sich doch zum Fachwerkbau gezwungen sehen, weil der Bau schnell vor sich gehen soll oder sie wenig Geld haben … wird man folgendermaßen verfahren müssen: Die Schwelle unterbaue man so hoch, dass sie mit der Estrichmasse und dem Fußboden keine Berührung hat. Wenn die Balken nämlich in ihnen verschüttet sind, werden sie mit der Zeit morsch, sinken ab, neigen sich und zerstören die Schönheit des Putzes.
Vitruv, Zehn Bücher über Architektur (Ouelle)
Weitere Informationen:
Ständerbohlenbauweise
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