Ich bin wieder mal hingefahren, natürlich auch angelockt durch Pressemitteilungen über steigende Besucherzahlen (SWR Landesschau aktuell Baden-Württemberg), über viele freiwillige Helfer und das erfolgreiche Sommerfest am letzten Wochenende. Als ich am Parkplatz ankam, staunte ich nicht schlecht, in der hintersten Reihe war gerade noch Platz. Auf dem Weg zum Eingang befanden sich dann vor mir zwei Gruppen, die insgesamt schätzungsweise aus 60 Personen bestanden, trotzdem hatte ich sofort meine Eintrittskarte, und machte mich auf den Weg ins frühe Mittelalter.
Auf dem Marktplatz angekommen, habe ich den Zimmerer zugeschaut, die in unheimlicher Präzision mit langstieligen Äxten aus Baumstämmen Balken schlagen. Im Durchschnitt eineinhalb Tage brauchen sie zu zweit, um einen Eichenbalken fertigzustellen. Im Augenblick sind sie dabei, die Schwellbalken (unterster waagrechter Balken im Fachwerk), Eckpfosten und Pfosten für die geplante Holzkirche herzustellen. In rund einhundert Meter Entfernung befindet sich der Standort der Kirche. Hier kann man mit am anschaulichsten Ermessen mit welchen Mühen und körperlich schwerer Arbeit zu jener Zeit das Errichten eines Gebäudes verbunden war. Die Kalksteine müssen zerkleinert werden, zur Baustelle transportiert werden und werden dort von den Steinmetzen mit Mörtel einzeln zu einem Fundament verbaut. Außer den Ecksteinen, die einen rechten Winkel bilden, sind die Steine unbehauen. Wobei das Fundament in dieser Form eine Forderung des 21. Jahrhunderts ist, denn sonst hätte das Gebäude keinen roten Punkt erhalten.
Damit die Transportmöglichkeiten erweitert werden, baut der Drechsler ohne jegliche maschinelle Unterstützung einen Holzkarren. Ein wahres Meisterwerk!
Nach dem Genuss einer Klosterwurst, die ich wärmstens empfehlen kann, schlendere ich zum Abschluss noch durch die Felder, die größtenteils schon abgeerntet sind. So habe ich wieder einmal einige Stunde einfach in einer anderen Zeit verbracht, ohne PC und ohne Smartphone, und es hat mir einfach gut getan.