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Dom - Titelbild

Ausflüge 2020 – Speyer


Während der Campus Galli seine Pforten geschlossen hat, beginnt für mich die Zeit der Ausflüge. Nicht über jeden muss ich hier berichten, doch der Besuch von Speyer hat es allemal verdient. Zumal ich ihn weiblicher Begleitung durchführte, deren längerfristiger Verbleib an meiner Seite mir äußerst sinnvoll erscheint. Für die Begleitung wird ab und an von mir der wohlklingende Name Agathe verwendet. Auf ihren Wunsch hin werde ich sie hier so nennen.

So machten sich dann unsere beiden Protagonisten am frühen Morgen über die A81 in Richtung Stuttgart auf. Als ersten Haltepunkt vereinbarten die beiden die Raststätte Pforzheim. Joachim wollte dort unbedingt vor 11.00 Uhr sein, da es bis zu diesem Zeitpunkt die sehr guten Croissants gibt. Sie kamen rund 30 Minuten früher an, die Croissants waren jedoch alle schon verkauft. Agathe tat sich dann an einem Muffin gütlich, welchen Joachim strikt verweigerte. Ohne größere Staus fuhren die beiden dann über die A8 und A5 zu ihrem nächsten Ziel nach Durlach. Dort besuchten sie die große Tochter und die Enkelin von Joachim. Diese band die beiden unverzüglich in ihren Tagesablauf mit ein. Joachim war als „Duplobauer“ und Agathe als Köchin mit kurzer Schürze tätig. Nach dem Mittagessen ging dann die Fahrt weiter in Richtung Speyer. Vorsorglich hatte Joachim ab Bruchsal die Route ausgedruckt. So fanden sie nach nur einmaligem zu frühem abbiegen ihr Hotel mitten in der Altstadt, das Hotel-Restaurant La Grotta. Obwohl sie zwölf Minuten vor dem möglichen Check-in vor Ort waren, verkaufte ihnen die Chefin des Hauses noch das Frühstück für den Folgetag und führte sie auf das Zimmer. Nachdem die beiden ihre Reisetaschen verstaut hatten, machten sie sich auf den Ort zu erkunden.

Bewaffnet mit einem sehr kleinen, ausgedruckten Plan spazierten sie in die ungefähre Richtung des Doms. Wie das Titelbild zeigt, fanden sie ihn und auch den immer noch stattfindenden Weihnachtsmarkt. Der Markt dauerte dieses Mal vom 23. November bis zum 6. Januar. Man könnte meinen, die Pfälzer feiern gerne.

Dom - Mittelschiff

Dom – Mittelschiff

Nachdem sie den duftenden Versuchungen des Marktes widerstanden hatten, betraten sie das gewaltige Mittelschiff des Doms. Als grösste erhaltene romanische Kirche beeindruckt sie in ihrer Schlichtheit. Zum Leidwesen von Joachim entsprachen die meisten Bilder nicht seinen Vorstellungen. Die Lichtverhältnisse überforderten seine einfache Digitalkamera.

Dom - Apsis

Dom – Apsis

Über eine Treppe gelangten die beiden ins Querschiff und hatten so einen schönen Blick in Apsis und Chor. Dieser östliche Raum der Kirche ist das Haupt. Durch seine Lage strömt jeden Morgen von Osten her das Licht in den Dom. An dieser Stelle wird dem Besucher auch bewusst, dass der Dom die Form eines Kreuzes hat.

Dom - Relief

Dom – Relief

Sie entdeckten einige solcher Abbildungen, deren Zuordnung ohne fachliche Unterstützung nicht möglich ist. Danach besichtigten die beiden die Krypta des Doms. Hier wird ein Eintritt von € 3,80 erhoben. Ein überschaubarer Betrag zum Erhalt eines fast 1.000-jährigen Bauwerks. Die Krypta wurde 1041 geweiht und ist eine der grössten Unterkirchen der Welt.

Krypta - Altar

Krypta – Altar

Das Bild zeigt den Hauptaltar der Krypta zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria und des heiligen Michael. Er befindet sich im ältesten Teil des Doms.

Krypta - Grabdenkmal

Krypta – Grabdenkmal

In der Vorkrypta auf dem Weg zur Grablege fiel den beiden das Grabdenkmal Rudolf von Habsburg ins Auge. Es handelt sich dabei um eine lebensgetreue Darstellung des Habsburger Königs mit der typischen großen Nase. Das ist für damalige Zeit außergewöhnlich, da die Herrscher in der Regel mit jugendlichem Anlitz und ohne persönliche Merkmale dargestellt wurden.

Krypta - Grablege (1)

Krypta – Grablege (1)

Im abgebildeten Sarkophag befinden sich die sterblichen Überreste von Konrad II. (gest. 4.6.1039). Er war der erste Salierkaiser und gründet den Dom. Da er auf der Dombaustelle begraben wurde, war der Sarkophag mit drei Eisenbändern gesichert.

Krypta - Grablege (2)

Krypta – Grablege (2)

In diesem Sarkophag liegen Grabfunde und Gebeine von zerstörten Gräbern als Folge des pfälzischen Erbfolgekrieges 1689.
Der Zugang zu den Kaiser- und Königsgräber wurde erst 1900 geschaffen. Davor waren die Herrscher unter Bodenplatten im Mittelschiff begraben. Da nicht nur das Geschlecht der Salier sondern auch die nachfolgenden Herrschergeschlechter der Staufer, Habsburger und Nassauer den Dom als Begräbnisstätte nutzen, wurde er zur Reichsgrablege. Der Dom ist damit die bedeutendste Grablege in Deutschland, vergleichbar mit St. Denis bei Paris, Escorial bei Madrid oder Westminster Abbey in London.

Dom - Südseite

Dom – Südseite

Von der Seite gesehen, erkennt der Betrachter die imposante Größe des Bauwerks.

Nach etwa zwei Stunden Besichtigung gelüstete es die beiden nach einem Kaffee. Jedoch erwies es sich schwierig in einem der Cafes einen Sitzplatz zu ergattern. Am Ende der Fußgängerzone hatten sie Glück und genossen inmitten einer Vielzahl älterer Herrschaften ihren Kaffee. Während ihrer Suche hatten sie einen kleinen Supermarkt entdeckt, in welchem sie sich für ihr abendliches Kartenspiel einen pfälzischen Dornfelder erstanden. Hier entdeckte Agathe eine freie Kasse, was sie in der ihr eigenen lautstarken Form kundtat. Joachim wechselte pflichtschuldig von einer anderen Kasse. Danach bummelten die beiden wieder zum Hotel, um zum Abendessen zu gehen. Das besondere an diesem italienischen Hotelrestaurant war, es gab keine Pizza. Erlebenswert ist auch die Dame des Hauses, die Agathe und Joachim intensiv unterhielt. Offensichtlich war das Gespräch so fesselnd, dass sie statt der bestellten zwei Glas Wein eine ganze Flasche brachte. Agathe wählte eine Lasagne mit einem Beilagensalat und Joachim entschied sich für die Spaghetti mit frischen Fischstücken. Das Essen war ausgezeichnet und das bei einem stimmigen Preis. Irgendwann hatten die beiden auch den sehr guten Pfälzer Weißburgunder getrunken, immer wieder begleitet durch Unterhaltung mit der Dame des Hauses. Nach einem Grappa und einen Espresso bestellten die beiden noch eine Flasche Wasser, die sie auf das Zimmer mitnahmen. Den Abend beschlossen die beiden mit Binokel spielen. Die Wassergläser wurden für den doch etwas dünnen Pfälzer Dornfelder genutzt, da Agathe keinesfalls aus dem Plastikzahnbecher trinken wollte. Bei letzten Spiel des Abends kam es noch zu einem Disput, da Agathe die verwegene Behauptung aufstellte, ein Kartenspiel ende vor dem Ausspielen der letzten Karten, sofern ein Spieler die ausgemachte Punktzahl erreiche. Dem widersprach Joachim natürlich vehement. Sie erzielten keine Einigung und schliefen dann mit geschwollenem Hals ein. Mitten in der Nacht kam Agathe dann noch auf die Idee im ebenerdigen Zimmer das Fenster großzügig zu öffnen. Das es warm wurde, war sicher der Tatsache geschuldet, dass sie im angrenzenden Bad für die Heizung den oberen Bereich gewählt hatte.

Der zweite Tag begann nach einer „heißen“ Nacht mit dem Frühstück. Auch hier stimmte das Preis-/Leistungsverhältnis, einzig die Eier à la Mimute waren steinhart. Danach bestiegen die beiden das Auto, um einen Parkplatz in der Nähe des Doms zu suchen. Ohne genaue Ortskenntnis wurde es eine kleine Rundfahrt. Dabei hielt Joachim einmal, da es nicht ganz klar war, wohin der rückwärts vom Bürgersteig fahrende PKW wollte. Das zuvorkommende Verhalten wurde Hintermann von Joachim honoriert, er betätigte. wie heute es Unsitte ist, die Hupe. Da die Ampel in der Nähe rot war, stieg Joachim aus und wollte nachfragen, wo denn das Problem läge. Der Hintermann war eine Hinterfrau im fortgeschrittenen Alter, die mit lauter Stimme Joachims Fahrfähigkeiten anzweifelte. Der meinte nur man müsste ihr den Hintern versohlen. Nun überschlug sich die Stimme. Nach einer weiteren Runde fanden die beiden einen Parkplatz an der Gedächtniskirche. Der Parkschein in Höhe von € 2.–gilt für einen ganzen Tag. Nun machten sich die beiden auf ins historische Museum der Pfalz. Der Weg zog sich etwas, weil die vermeintliche Rückseite des Doms eben zu einer anderen Kirche gehörte. Als sie jedoch den Weihnachtsmarkt wieder fanden, war der Rest ein Kinderspiel. Die Idee für einen Museumbesuch hatte an diesem Tage eine Vielzahl von Nachahmern. Nachdem die beiden eine halbe Stunde in der Warteschlange verbracht hatten, traten sie in die Sonderausstellung „Medicus“ ein. In nun rund zwei Stunden schlenderten die beiden durch die Geschichte der Medizin. Eine Vielzahl von Exponaten, Bilder, Schautafeln, etc. verbunden mit dunklen Räumen entführen den Betrachter in eine andere Welt. Die beiden verzichteten auf die nachträglich sinnvoll erscheinende Nutzung eines Audioguides. Beide waren sich beim Verlassen des Museums einig, dass dies eine sehenswerte Ausstellung war.
Nun stand die Rückfahrt an den Bodensee an. Das Schild zur B9 Richtung Germersheim war kein Problem. Leider verpassten sie die Abfahrt zur B35 nach Bruchsal. Sie fuhren also auf der B9 weiter Richtung Karlsruhe. Irgendwann entdeckte Joachim das Schild zur A65, die ihm bekannt war. Rechts abbiegen und weiter war die logische Konsequenz. Joachim konnte Agathe jede der folgenden Ausfahrten voller Stolz benennen. Leider waren sie in der falschen Richtung unterwegs. Kurz vor Landau bemerkte er es, nutzte die Abfahrt und die Fahrt ging in die richtige Richtung. Nach einem neuerlichen Rast an der Raststätte Pforzheim verlief die Rückfahrt problemlos. Unsere beiden Protagonisten hatten ihren ersten gemeinsamen Kurzurlaub ohne erwähnenswerte Schäden überstanden. Mit weiteren Berichten an dieser Stelle ist zu rechnen.

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.
Matthias Claudius

Quellen und weitere Information:

Dom zu Speyer – Domführer – Domkapitel Speyer, Der Domkustos

Krypta und Kaisergräber – Domkapitel Speyer, Der Domkustos

Der Dom zu Speyer

Sonderausstellung „Medicus“

Hotel – Restaurant La Grotta